W124-Board.de

Hallo aus dem Nordwesten!

Nachdem ich meinen Winter-Dieselpanzer verkauft habe, muss nun ein neues Winterauto her. Eigentlich wollte ich einen Erste-Serie-T-Wagen ohne viel Schnickschnack, steuerlich um einiges günstiger als der Diesel, vielleicht sogar einen mit Gasantrieb, da ich im Winter nicht so viel fahre. Hatte mir schon einen 2ooTE und einen E220 T angesehen. Aber manchmal kommt es ja etwas anders als man denkt.

Ich hatte vor ein paar Wochen im Münsterland zu tun. Üblicherweise schaue ich oft bei Reisen vorher im Internet nach, ob interessante Autos in der Nähe zu besichtigen sind. Das bei "mobile" gesichtete pornorote Coupe hatte ich zwar unter den ausgedruckten "Opfern" ganz hinten einsortiert, bin dann aber vor Ort dann doch angehalten, da ich quasi direkt vorbeifuhr.

Das Auto musste schon länger gestanden haben, denn es hatte sich schon fast in ein Biotop verwandelt, zumindest hatte es schon reichlich Grünspan angesetzt. Eigentlich hatte ich überlegt gleich wieder umzudrehen, da sich erste Mängel schnell offenbarten: das nicht richtig geschlossene Schiebedach, nicht ganz geschlossene Fenster der Fahrerseite, stark verschmutze Sitze, eine irgendwie zerrüpfte Mittelkonsole und diverse Dinge, die auf lang vernachlässigte Pflege hindeuteten. Aber die Karosserie zeigte sich dann beim näheren Betrachten als grundsolide. Bis auf
die vorderen Wagenheberaufnahmen, das obligatorische Loch unter dem Wischwasserbehälter und beginnender Rostfraß unter der Beifahrertür
schien der Wagen gar nicht so schlecht zu sein und hatte sogleich meine Neugier geweckt. Ein Coupe als Winterauto? Eigentlich zu schade, aber dieser Wagen schien grade mit ASD und Standheizung (diese zwar nachgerüstet) durchaus geeignet. Als der Wagen dann trotz längere Standzeit problemlos ansprang und sich (mangels Zulassung/Roter Kennzeichen nur) auf dem Hof erstaunlich gut fahren ließ, ging ich ins Detail, fragte beim Händler nach Unterlagen, Historie etc. Es gav ein paar Rechnungen, das Scheckheft hört bei ca. 100.00 km auf. Der Händler wollte den Wagen scheinbar gerne loswerden, denn er sagte gleich, dass der Preis auf dem Verkaufsschild natürlich Verhandlungsbasis sei und da noch einiges ginge. Vermutlich hatte der schlechte Pflegezustand, fehlende HU und nicht funktionierende Ausstattungen wie Fensterheber, Schiebedach, Sitzverriegelung und Standheizung den Wagen zum Ladenhüter gemacht. Aber eineinhalb Tausend Euro für ein Auto mit so vielen Mängel ließen mich scheinbar etwas zerknirscht aussehen, so dass der Verkäufer schließlich von sich auf 1.200 Euro ging.
Ich wollte zumindest eine Nacht drüber schlafen, machte ein paar Fotos und fuhr schließlich weiter. Vielleicht dochbesser einen Kombi, fuhr nach Borken weiter um mir noch eine als supertoll beschriebenen siebensitzige 250TD-3.-Serie-Ledertrine anzusehen. Aber typisch mopf2: Der Wagen taugte höchstens noch als Ersatzteilspender – die Fahrzeugbeschreibung und der Preis waren wirklich unverschämt!!

2.
Nein 1.200 war mir doch noch etwas zu viel für die Menge Arbeit.

Etwa drei Tage später rief ich wieder an. Der Wagen sei mittlerweile in der Werkstatt. Er solle „gemacht“
werden. Den Wagen mit HU und weniger Mängel zu verkaufen erschien mir logisch. Ob der Wagen schon repariert sei? Nein, der TÜV-Onkel hätte nur einmal draufgeguckt. Der Händler las die Mängelliste vor, die sich sogar in etwa mit meiner deckte. Zu machen wären demnach:
-die hinteren Bremsen,
-der Auspuff-Endtopf,
-die Sitzlehnenverriegelung rechts,
-die Wagenheberaufnahmen vorne
-das defekte Fangband der Beifahrertür
um nur die sicherheitsrelevanten Mängel zu nennen.
Dass das Licht hinten nicht geht ist scheinbar nicht relevant oder hatte der das (und außerdem noch mehr) etwa übersehen? Zumindest erwähnte er das ebenso wenig wie die nicht funktionierenden Fensterheber.

Ich überlegte noch immer, ob das nicht die sprichwörtliche Katze im Säckchen ist. Wobei ich mittlerweile schon vieles selber an 124ern gemacht hatte, einschließlich die Reparatur eines Schiebedachs. Irgendwie kam mir das dann alles nicht so schlimm vor. Wäre doch eine schöne Beschäftigung für laue Sommerabende. Und so dachte ich, ich versuch es mal mit einem spontanen Angebot, als ich dem Verkäufer 750 bot, "wenn ich den Wagen so abhole, wie er ist - Hallo, noch da?" Der Händler meinte nach eine kleinen Pause, er müsse noch mal darüber nachdenken, denn weniger hätte er auch nicht gegeben (hm, ob das wohl stimmt?). Er werde sich im Laufe des Tages wieder melden. Lange Rede, kurzer Sinn – er hat sich dann tatsächlich wieder gemeldet.
Das Ergebnis sollte sich am darauf folgenden Samstag zeigen:

Moin zusammen!
Mag gut sein, dass der eine oder andere ein noch günstigeres Coupés erstehen konnte. Glückwunsch dazu. Hoffentlich ist euer Wagen vollständig , unverbastelt und hat die wichtigsten Dokumente wie Original-Brief, Serviceheft, Wartungshandbuch, TÜV-Berichte. Bei mir ist jedenfalls alles an Bord. Mein Coupe ist übrigens Baujahr '89. Kann sein, dass ich das noch nicht erwähnt hatte. Zur Ausstattung schreib ich demnächst noch was, ich hab das Serviceheft mit der Ausstattungsliste leider grade nicht in der Nähe.

Zwischenzeitlich war ich im Urlaub. Aber davor war ich natürlich fleißig.

Zum einen habe ich geklärt warum das Rücklicht zeitweise nicht ging. Ich schlimmsten Fall wäre es eine beschädigte Leitung gewesen, die irgendwo im Verbogenen eine Scheuerstelle hat. Das zu finden wäre sicherlich nicht so einfach gewesen. Ich habe aber erst mal auf ein defektes Steuergerät getippt und das aus meinem Kombi ausgebaut und in das Coupe eingesetzt. Und siehe da: Das Licht macht ab sofort keine Probleme mehr. Also vom Teileonkel ein Gebrauchtteil geholt und alles war schön - zumindest was die Beleuchtung angeht.

Komplizierter war dagegen die Reparatur des Schiebedachs, bei dem ich ebenfalls nicht genau wusste, was Sache war. Als ich das Dach ausgebaut hatte zeigte sich schließlich, dass die Hubwinkel gleich mehrfach gebrochen waren!! Das muss man erst einmal schaffen, und es spricht nicht grade für eine gute Wartung des Wagens.
Ich habe mich bei der Reparatur an die WIS und eine brauchbare Anleitung aus dem Internet gehalten. Hilfreich war mir diese Seite: mb124.de/gallery/d/168786-4/Hubwinkel+erneuern.pdf . Aber da ich in deisem Punkt schon etwas Erfahrung sammeln konnte, ist mir die Reparatur etwas leichter gefallen. Beim Coupé muss man übrigens unbedingt beachten, dass zum Ein- und Ausbau der Hubwinkel die seitlichen Fühungskulissen mit auszubauen sind, da das Schiebedach etwas kürzer als beim Limo oder T-Wagen ist. ICh hab das erst später festgestellt und war zwischenzeitlich ziemlich genervt, weil in den anleitungen davon nichts steht. Für Ungeübte ist die Arbeit etwas fummelig, besonders die späteren
Einstellarbeiten nach dem Einbau des Daches sind nicht ganz einfach. Ich habe mir für die Reparatur ebenfalls übrigens ebenfalls gebrauchte Hubwinkel vom Teileonkel geholt.

Somit sind wieder zwei Punkte von meiner Mängelliste gestrichen.

Moin aus Nordwest,

nachdem die nicht so schönen, weil mit Rost befallenen Blechteile am Coupe während meiner kleinen urlaubsbedingten Unterbrechung Zeit zum „Reagieren“ mit einem Rostumwandler (Fertan) hatten, habe ich mich nun, wieder daheim,an die weitere Beseitigung der braunen Pest gemacht.

Übrigens: Wichtig ist, dass das Fertan (oder wasauchimmer) nach der Reaktionszeit gründlich abgewaschen wird! Ich habe die betroffenen Stellen ordentlich gereinigt und nach dem Trocknen gut mit Zinkfarbe grundiert und danach zweimal überlackiert. Ein paar Tage später kam dann noch überall eine Wachsschicht drauf, die besonders Rost gefährdeten Bereiche habe ich außerdem mit Mike-Sanders-Fett behandelt.

Während die hinterenWagenheber-Aufnahmen ohne Durchlöcherungen zum Vorschein kamen, hatte es die vorderen dafür umso schlimmer erwischt. Diese müssen später noch komplett mit Reparaturblechen erneuert werden - Aber das kennen ja vermutlich 75 Prozent der 124er Besitzer. Da das Schweißen nicht mein Ding ist, gehen die vorderen später noch zu einem Karosseriebauer, aber erst wenn ich mit meinem Latein am Ende bin.
Erstaunt war ich übrigens, wie vergleichsweise gut ansonsten die Rostvorsorge früher Modelle ist (vor allem im Gegensatz zu späteren und vor allem ab 93-05): Oberhalb der Schweller lag jeweils ein kleiner feuchter Komposthaufen, der die vorderen Kotflügel schon angefressen hatte. Die Schweller, auf denen das Biotop lag aber strotzen dagegen vor Gesundheit und waren völlig intakt! Da die Endspitzen etwas abgescheuert waren, habe ich diese auch gleich einer „Rostkur“ unterzogen, ebenso erging es der Türunterkante an der Beifahrerseite. Die Fahrerseite war dagegen absolut in Ordnung, und, was mich besonders gefreut hat, auch an den Blechen im Unterboden habe ich bei genauerem Hinsehen keine Roststellen
gefunden.
Dann noch die Sacco-Bretter und die Schwellerverkleidung angebaut, und wieder ist ein Punkt (fast) von der Mängelliste gestrichen.

Apropos Sacco-Bretter: Diese wurden bei meinem Coupé ebenso wie die Rückspiegel mal in der Wagenfarbe (Almandinrot ) nachlackiert. Original ist der Farbton ab den späten Serie-1-Coupés etwas dunkler, bis etwa 1988 sind die Bretter dagegen in Muschelgrau lackiert. Die Rückspiegel sind bis MoPf 1 immer unlackiert. Aber die gibt es demnächst irgendwann, wenn der Wagen fertig ist.

Moin aus dem Nordwesten der Republik,
@ Sebast!an: der Wagen ist garantiert ungeschweist, auch von unten ist alles jungfräulich, der Gnubbel sieht original aus. Aber kannste Dir auch gerne vor Ort ansehen

Mittlerweile habe ich die Rote sehr lieb gewonnen und ihr den Namen „Natasche“ gegeben – Coupés sind natürlich genauso wie Cabrios weiblich. Weiter Details, wie ich zu dem Namen kam spare ich hier mal besser aus
Natasche hat übrigens dreiVorbesitzer.

Endlich habe ich auch mal daran gedacht die Serviceheft mit den
Fahrzeugdaten rauszukramen um das Wichtigste über den Wagen
preiszugeben: die Ausstattung.
Die Nummern auf der beiliegenden Datenkarte bedeuten dabei:

Innenfarbe 078 Stoff, grau

Außenfarbe 512 Almandinrot (übrigens genau wie meine „Zora“ (A124))

412 Schiebe-Hubdachelektrisch
534 Radioantenne mechanisch ohne Radioeinbau
570 Armauflage klappbar vorn
583 Fensterheber elektrisch vorn
620 AbgasreinigungsanlageKatalysator
645 Winterreifen M+S (offenbar vom Erstbesitzer als Winterauto geplant?)
211 Automatisches Sperrdifferential ASD (daher von mir auch als Winterauto ausgesucht)
240 Außentemperaturanzeige
260 Wegfall Typenkennzeichen auf Heckdeckel (der Kenner sieht es ja ohnehin sofort...)
812 Hecklautsprecher stereo

Getriebe: Schaltgetriebe (wie man unschwer erkennt,) 5-Gang.

Die Standheizung ist spätere Zutat und wird wohl wieder ausgebaut, da nicht funktionsfähig. Aber mal sehen...

Ich habe auch wieder ein wenig weiter renoviert. So zum Beispiel die original Radio-Anschlüsse wieder hergestellt und eine alberne Bastellei im
Kofferraum beseitigt. Davon aber später mehr.
Grüße vom zebranozebra

Moin aus dem Nordwesten,
wie schon erwähnt habe ich nun auch Ordnung in den Radioschacht gebracht, denn schließlich hört Natascha ihre Nana Mouskouri am liebsten aus einen original Becker Radio. Dazu habe ich den gebastelten Kabelsalat rausgeschmissen und die original Becker-Kabel, d.h. den 4-poligen Radiostecker wieder eingebaut und die Lautsprecher-Strichpunkt-Stecker wieder neu eingesetzt; Nachschub bekommt man ja derzeit ja noch genügend beim ötlichen Teilehändler. Für die richtige Polung werden ich den irgendwann einmal gestarteten Beitrag ergänzen:
http://www.w124-board.de/audiosysteme-f1…-t63364/p1.html .

Und weil ich schon mal den Lötkolben in der Hand hatte, hab ich auch gleich eine scheußliche Verkabelung im Kofferraum beseitigt. Erst hatte ich mich gewundert, warum das Kabel in den Kofferraumdeckel führt und die Bastellei zudem auch noch eine Leitung für die Kennzeichenleuchte zerissen hatte, deren Reparatur aus Platzmangel viel aufwendiger werden sollte als manch anderes. Aber offenbar hatte einer der Vorbesitzer der Natasche einen etwas undamenhaften Spoiler verpasst, und ihr damit vermutlich zugleich auch eine 3. Bremsleuchte hatte. Zumindest zeugen neben dem besagten Kabel außerdem drei später wieder zugespachtelte und überlackierte Bohrlöcher am hinteren Rand der Heckklappe von dieser Geschmacklosigkeit.

Hier ein paar Bilder als Betthupferl:

Nataschas erste Sonntagsverabredung mit Inge
(T.s super gepflegter 86-er 300E aus Oldenburg zum kaffeeklatsch)

@ 300CD-T: Ist das Galinitgrau original? Normalerweise wurde das bei verdeckten tragenden Teilen verwendet. Bei mir war bis unter den Schweller alles in Wagenfarbe lackiert, wie bei meinen anderen 124ern, allerdings alle nach 1990 gebaut.

Ab Wann 89? Meiner ist eine späte Serie 0 (EZ 05 '89) und scheinbar im Schwellerbereich original (in Wagenfarbe) Oder ist da vor langer Zeit mal nachlackiet worden?