Keine Ahnung, ob es schonmal so ein Thema hier gab, oder ob dieses Thema immer erst kommt, wenn das Radlager schon geplatzt ist, aber nach exakt 195000 km dachte ich mir (auch wegen einiger Geräusche), dass man die Radlager mal wechseln könnte. Weil Autofahren ansich schon teuer genug ist, habe ich mich auch mal an die Radlager gewagt. Weiter als zu ner Bremsscheibe bin ich noch nie vorgedrungen am Rad, aber es gibt immer ein erstes Mal
Radlager habe ich von SKF welche bestellt. Kamen jeweils 30 Euro und es waren nur die Lager und der Dichtring dabei. Keine Fettkappen oder so Firlefanz wie es bei den 15 Euro Dingern aus China teilweise der Fall ist. Aber da sie wieder 200000 km halten sollen, hab ich lieber zu was richtigem gegriffen.
Erste Aktion: Reifen runter, dann Bremssattel demontieren. Der hängt bei meinem an 2 19er Schrauben auf der Rückseite. Nicht so leicht zugänglich mit dem Schlagschrauber, aber wenn man für die rechte Seite ganz nach links einlenkt und andersrum, kommt man an die Schrauben ganz gut dran. Bremssattel dann irgendwo aufhängen oder mit entlasteten Bremsleitungen irgendwo ablegen. Ich bau mir immer ein kleines Tischschen dafür, das auch notfalls das Auto vorm Abstürzen sichert..
Dann kommt die BRemsscheibe runter. Die aufmerksamen Leser meiner Beiträge werden feststellen, dass ich die abgerissene Bremsscheibenbefestigungsschraube wieder ersetzt habe und den abgerissenen Stummel ausbohren konnte
Fettkappe runter als nächstes. Ich habe sie rundrum mit einem breiten Schraubenzieher abhebeln können, den man nur in den Spalt ansetzt und dreht. Andere müssen wohl runtermeiseln
Da haben wir schon den pampigen Quell der Freude. Ist echt ziemlich eklig und hatte auch mal ne ganz andere Farbe. Dann die Einstellmutter lösen und abdrehen und diese sternförmige Scheibchen abheben...und alles schön saubermachen.
In der Fettkappe taucht auch die abgebrochene Entstörfeder wieder auf...wer findet sie? Keine Ahnung, ob ich da ne neue brauche? Momentan ist alles ohne Feder wieder zusammengesetzt
Das äußere kleine Lager fällt einem schon entgegen, wenn man den Radflansch dann abzieht. Geht eventuell etwas schwerer, aber einfach bisschen rumjuckeln, dann hat man ihn in der Hand. Nervig ist es diese Dichtkappe auf der Innenseite zu entfernen. Dazu hab ich abwechselnd einen Meisel zwischen Lager und Dichtring eingeschlagen und andererseits von innen durch den Radflansch auf das Lager gehämmert. IRgendwann fängt er sich an zu lösen. Stecken halt in dem Spalt auch der eine oder andere Rostkrümel...Beim Hämmern immer drauf achten, dass man reihum hämmert, damit sich nirgends etwas verkeilt. Lieber langsamer und sachte als mit Gewalt...irgendwann kommt er dann Millimeter für Millimeter.
Ebenso langwierig ist es die Lagersitze auszuschlagen. Auch da immer im Kreis an den schmalen Überständen ansetzen. Da hämmert man auch mal 10 Minuten und kann immer mal nachsehen, ob sie gleichmäßig gerade rausflutschen.
Wenn man erst saubermacht, dann sieht man es noch besser
Aber hier kam einer schon den ersten MIllimeter entgegen.
Ich hab mir mit nem alten Stück Abwasserrohr beholfen, wo ich alles aufgelegt habe, aber es reicht auch einfach ein Tuch unterzulegen, weil genug Überstand vom Radflansch vorhanden ist, dass die beiden Ringe dann irgendwann einfach rausfallen.
Noch die andere Seite und das schlimmste ist geschafft...
Bei der Gelegenheit kann man gleich mal die ABS-Sensoren etwas entrosten mit der Drahtbürste, aber im Grunde genommen sieht es noch ganz gut aus...
Mal langsam die neuen Lager auspacken
Zum Einpressen der Lagersitze gibt es wohl ein offizielles Einpresswerkzeug. So sagt es die Anleitung zumindest. Hab ich natürlich nicht, werde ich auch nie haben, aber ich hab ja die alten Lagerringe. Die habe ich auf die neuen aufgelegt und da draufgehauen, damit man die neuen Lagerschalen nicht kaputthaut. Auch hier wieder: Ganz sachte und langsam immer im KReis hämmern, damit sich nichts verkeilt. Wenn die neuen Lagerschalen am Anschlag aufliegen, ändert sich auch das Klopfgeräusch. Bisschen Gespür braucht man dafür aber schon, damit man nichts kaputtmacht. Wie gesagt: es braucht keine rohe Gewalt, sondern eher Sorgfalt und Geduld, dann geht es ...
Auf dem nächsten Bild sitzt der erste Ring schon an Ort und Stelle.
Alles sauber und 2. Ring rein...
Übrig bleiben 2 dreckige Lager, der alte Dichtring und 2 Lagerschalen...die alten Lagerschalen sind saubergemacht, weil ich sie ja als Einschlagwerkzeug verwendet habe...
Thema Fetten ist noch wichtig. Eine Tube bei MB hat 150 Gramm (grünes Hochtemperaturfett - und anderes würde ich auch nicht verwenden. Kostet auch nicht die Welt. 7 Euro oder so...) und um die 50 Gramm pro Seite sollen wohl verschmiert werden. Wichtig ist die Rollen gut einzureiben und überall da, wo auch altes Fett war, wieder reichlich neues hinzuschmieren. Leider hab ich mit den fettigen Fingern keine Fotos mehr gemacht....dazu ist das Handy dann zu schade
Zusammenbau umgekehrte Reihenfolge. Vielleicht hat einer noch den ultimativen Tipp wie man das Lager dann genau einstellt. Ich habe erstmal angezogen bis es zu ist, dann wieder gelockert und wieder per Hand festgezogen, bis man diese Stern-Scheibe von Hand nicht mehr weiterdrehen kann. In dem Moment kann man auch die Bremsscheibe noch leicht von Hand drehen, aber wenn man dran rüttelt, ist kein Spiel mehr zu spüren. Im meinen Augen gibt es nur einen Punkt (der auch nur ca 1 Millimeter Drehung an der Einstellschraube groß ist), wo das Optimum zwischen leichter Drehbarkeit der Bremsscheibe und keinem Spiel mehr beim Rütteln an der Scheibe erreicht ist. In der Stellung dann einfach die Einstellschrauben wieder festziehen....Fertig. Probefahrt war nur 500 Meter, aber ich bin begeistert