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  • »fusimator« ist männlich
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Beiträge: 782

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Dienstag, 27. August 2019, 11:54

Wissenswertes zur Fahrwerkseinstellung

Hallo,

aus gegebenem Anlass will ich hier für das Forum das spezielle Thema "Fahrwerkseinstellung".

Warum ist die Einstellung nur mit erfahrenem Personal möglich?
Ganz einfach! Es gibt einige Besonderheiten bei der VA bei den meisten Mercedes Fahrzeugbaureihen der 80er und 90er Jahre.

1. Die VA ist vollständig einstellbar (Sturz und Nachlauf über Exzenterschrauben; Spur über Spurstangenlänge)

2. Die Kugelumlauflenkung hat einige Gelenkpunkte, welche ein "etwas" größeres Spiel in der VA-Aufhängung verursacht, als z.B. eine Zahnstangenlenkung

Diese 2 Punkte sind bei den meisten Fahrzeugen nicht relevant, weil die Vorderachsen keine Einstellmöglichkeit von Sturz und Nachlauf bieten (hat den Vorteil, dass man nichts verstellen kann) und zumeist mit Zahnstangenlenkungen ausgerüstet sind.
Daher gibt es bei einer üblichen Fahrwerksvermessung eigentlich kaum etwas zu tun, außer die Spur der Achsen einzustellen. Mit dieser Arbeitsweise kommen dann Werkstätten mit dem W124 in eine schwierige Aufgabensituation und sind zumeist anhungslos und überfordert bzw. es fehlt an der nötigen Ausrüstung (Spurdrückvorrichtung für VA Spureinstellung).

Daher hier nochmal eine kleine Zusammenfassung, speziell für der W124:

WIS Informationsstand:

Prüfvoraussetzungen:
„Fahrfertiger Zustand“
- Betriebsfähgies Fz mit Öl- und Kühlmittelfüllung
- Kraftstofftank voll (ggf. mit Zusatzgewichten ausgelichen)
- Reserverad und Bordwerkzeug im Fz.
- Fz. Unbeladen
- Reifenluftdruck prüfen, ggf. richtig stellen
- Zustand und Abnutzungsbild der Reifen prüfen
- Radlagerspiel prüfen
- Spiel Lenkmechanik prüfen
- Bremspedalfeststeller einsetzen
- Richtige Einstellsollwerte nach Baumuster und Fahrwerksvariante ermitteln

Fahrzeugniveau prüfen und ggf. korrigieren (es sollte m.M.n. keine großen Höhenabweichungen zw. VA und HA geben)

Sturz und Nachlauf VA einstellen:
- Exzenter lösen und ggf. per Hand ein und ausfedern (an Stoßstange hoch und herunter drücken)
- Sturz (vordere Exzenterschraube) und Nachlauf (hintere Exzenterschraube), zuerst den Nachlauf einstellen, danach den Sturz
- Anzugsmoment 120Nm
Hinweise:
Ist der Sturz-Sollwert nicht einstellbar: Fahrzeugniveau prüfen (Änderung des Niveaus um 10mm ergibt ca. 0°15‘ Sturzänderung)
Räderdruckvorrichtung darf während Einstellung von Sturz und Nachlauf nicht eingesetzt sein.
Zum Messen und Einstellen von Sturz und Nachlauf müssen die Vorderräder stets in Geradeausstellung (Spurwert 0) stehen. D.h. wenn linker QL eingestellt wird, das linke Rad immer auf Spur Null auf dem Drehteller stellen. Genauso danach für die rechte Seite.

Spur einstellen VA:
- Lenkgetriebe (und Lenkrad) auf Mittelstellung prüfen und ggf. korigieren (es gibt div. Mittelstellungsausführungen an den Lenkgetrieben)
- Lenkrad in Mittelstellung fixieren
- Räder-Drückvorrichtung (drückt 90-110N) an Radinnenseite, in Fahrtrichtung vorn einsetzen
- An den Spurstangen aus +-Richtung kommend einstellen

Hinweise:
- Generell alle 10tkm Räder von vorn nach hinten wechseln, um ungleichmäßigem Verschleiß an der VA vorzubeugen. Weiterhin ist es möglich die VA auf Sturz unter Toleranzgrenze und Nachlauf obere Toleranzgrenze einzustellen (Spur Sollwerte) um dem Verschleiß entgegen zu wirken
- Wenn Fz. auf ebener Strecke nach rechts wegläuft, ggf. Nachlauf auf links (10°) und rechts (11°) einstellen bei Vorspur 0 (über Lenkeinschlag dann li 9°40‘ und re 10°40‘

Die HA sollte vom Zustand der Lager und Lagerung in Ordnung sein und auch die Einstellung der HA-Spur ist maßgeblich das Endergebnis beeinflussend.

Ggf. kann hier noch jemand Erfahrenes das Prozedere Spur HA und VA bzw. Gesamtspur erleutern.

P.S.: da hier eine fundierte Informationsquelle entstehen soll, bitte keine Garageneinstellverfahren o.ä. glaskugel-schauende Arbeitsweisen anführen, welche per Zufallsprinzip Ergebnisse liefern.
Gruß
Uwe

Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von »fusimator« (26. Oktober 2020, 15:16)


Beiträge: 14

Registrierungsdatum: 9. Mai 2012

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2

Dienstag, 30. August 2022, 15:44

Fahrzeugniveau prüfen und ggf. korrigieren ... da scheint der Hase im Pfeffer zu liegen

Danke für die Zusammenfassung der Arbeitsschritte, die wir noch können.... aber der Punkt, der bei allen mir bekannten Forumsdiskussionen zum Thema Fahrwerkvermessung/Spureinstellen am 124iger irgendwie erwähnt wird, aber nicht weiter vertieft wird, ist mE. der wesentlichste: "Fahrzeugniveau prüfen und ggf. korrigieren"

Eben weil die am jeweiligen Fahrzeug gegebene Niveaulage/Strassenlage/Ausgangssituation/Neigungswinkel der Querlenker wesentlich für die Verstellparameter und folglich auch für die resultierende RICHTIGE Einstellung sind, hat Mercedes für die nachfolgenden Baureihen das ROMESS-Verfahren eingeführt ("Fahrwerkvermessung 2000").
Das ROMESS-Verfahren ist das MB-Fahrwerkvermessungsverfahren, das nach der Baureihe 124 eingeführt wurde; das offizielle 124iger WIS-Verfahren erfordert zur Niveauprüfung und -Korrektur spezielle Mess-Sonderwerkzeuge:
201 589 00 21 00 und 201 589 01 21 00
siehe WIS 40-0300 RA 40.1310-0300/3 und 40-0310 RA 0310/2


Aber weil man es eben irgendwie nicht fassbar/nachstellbar bekommt, da einem idR. diese in der WIS vorgegeben Spezialwerkzeuge fehlen und sie scheinbar auch nicht marktverfügbar sind, können WIR es nicht richtig. (es sei denn jemand mit der erlebten Erfahrung und vieler Versuche KANN es einfach ... und diese Menschen muss man finden ... oder man findet den MB-Betrieb, der noch die alten Sonder-Messwerkzeuge hat und einsetzt. Zitat:" Es handelt sich jeweils um mechanische Präzisionsaufbauten mit einem Pendelfaden, der auf einer Skala den Winkel ablesbar gemacht hat." Quelle: siehe unten)

Die Entscheidung von Mercedes, das Messverfahren auf ein universeller verwendbares Messwerkzeug umzustellen, kann man als kluge Schlussfolgerung aus der Einführung komplexerer Achsgeometrien verstehen. Braucht es dann doch nicht immer wieder neu zu entwerfender Sonder-Messapparaturen, je nach baulicher Besonderheit der nächsten Baureihe.
Ich habe bei ROMESS-Rogg nachgefragt, ob es mittlerweile eine Adapterplatte für das ROMESS-Verfahren auch für den 124iger und auch eine entsprechende Adaption in die Vermessungssoftware der Vermessungscomputer gibt.

Die Antwort lautet wie folgt: "der Typ 124 wird noch nicht mit dem Romess Neigungsmesser vermessen.
Die Messmethode „Romess Niveauvermessung“ wurde erst beim Nachfolgemodell W210 (ab 1995) eingeführt. Ab dieser Modellreihe findet diese Methode Anwendung."

Noch ein Hinweis zum Thema Spurdrücker, welches ja auch regelmäßig hitzig diskutiert wurde und wird: auch bei dem neuen ROMESS-Verfahren wird von MB der Einsatz des Spurdrückers noch vorgeschrieben. Es handelt sich demnach nicht um irgendetwas "analoges" oder "veraltetes". Zitat:"Der Spurdrücker sorgt für symmetrische Verteilung des Spurspiels." [Quelle für Zitate: Thomas Vauderwange "Fahrwerkvermessung", 2011]; das Buch kann ich empfehlen, echt interessant und informativer als acht Stunden Forum lesen, wobei das Forum oder die Foren einem dann aber wieder Lösungswege, Menschen aufzeigen können, die es dann evt. auch KÖNNEN, obwohl die Sonder-Messwerkzeuge fehlen.)

so long
und nach wie vor auf der Suche nach der richtigen Spur ;-)
sgk
E280 T {124.088} 1994 [0708/461] M104 {104.942} WDB1240881F307311 Onyxgrau (721) LPG BRC Sequent Plug&Drive

Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von »suchtgutenkombi« (30. August 2022, 15:53)


Mr_Freeman

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3

Dienstag, 30. August 2022, 17:53

Zum Fahrzeugniveau, beim 124iger ist der hinten etwas tiefer als vorne optisch, was glaube ich daran liegt, dass der Kotflügel hinten etwas weiter runter gezogen ist, was optisch wohl an ältere Fahrzeuge erinnern soll, da war das ja noch viel mehr ausgeprägt. Wenn ich meinen hinten wie vorne auf gleichen Kotflügelabstand einstelle fühlt er sich hinten zu hoch an, taucht beim Bremsen vorne ein und fängt bei Zuladung und höheren Geschwindigkeiten das schlingern an. Es gibt ja immer Ersatzteilnummern für die Federn die zusammengehören, ich denke das ist so ausgewählt und wenn man das Auto mit neuen Federn sich setzen lässt, dann ist der hinten etwas tiefer und das ist auch richtig so. Die Niveauregulierung soll dann nur unterstützend mitwirken.

Frage 1: Wie erkenne ich eine falsch eingestellte Spur? Wenn ich bei meinem auf der Autobahn das Lenkrad loslasse läuft der geradeaus, allerdings sehen nach langer Autobahnfahrt die Räder auf der Außenseite etwas abgerieben aus, auch der Mercedes Techniker meinte beim Ersatzteile kaufen der radiert über die Außenkanten. Allerdings habe ich jetzt gesehen bei Lenker Volleinschlag das die Innenkanten der Räder genauso abradiert aussehen und das wohl das Design des Reifens ist? ich frage da ich meinen von Tieferlegungsfahrwerk auf Originalhöhe gebracht habe, also gut 8cm höher. Vielleicht hat der ja vorher auf der Innenseite radiert und jetzt auf der Außenseite durchs Höherlegen? Wie krieg ich das denn zuverlässig raus ob der sauber rollt, immerhin dürfte radieren ja auch einen erhöhten Spritverbrauch mit sich führen da das ja abbremst.

Frage 2: Warum keine Garageneinstelltipps? Immerhin ist das hier ein Forum zum selber reparieren und nicht ein Forum für Werkstattbesitzer.

Frage 3: Zum Hinterachse einstellen hast du jetzt nichts geschrieben, warum?

Thure

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Registrierungsdatum: 15. Dezember 2009

Typ: A 124 Sportline

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4

Dienstag, 6. Juni 2023, 21:36

Fahrwerkeinstellung - Respekt

Hallo,
hatte (habe?) bei meinem A 124 Sportline Bj 1996 auch Probleme mit
der Fahrwerkseinstellung. Stichwort: Lenkrad flattert. Die Auführungen von Fusimator
nötigen mir großen Respekt ab.

Ich ziehe dn Hut!
;-)))
Thure
A124 7/96

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